11. März 2011 - Das große Erdbeben!









Freitag, 11. März 2011

Im letzten Jahr war meine Familie und ich in Japan als das große Erdbeben stattfand. Die Kinder waren in der Schule, mein Mann auf der Arbeit und ich war als Testperson für Augencreme für Frauen zwischen 25 und 45 Jahren bei Shiseido in Gotanda. 
Schon auf dem Weg zur U-Bahn Station hatte ich keine Lust nach Gotanda zu fahren. Auf halben Weg fuhr ich wieder nach Hause, doch dann fiehl mir ein, dass eine Bekannte von mir in Gotanda auf mich wartete und ich mußte wohl oder übel meinen Augencreme Test wahrnehmen. Eine japanische Kosmetikfirma (Shiseido) führte diesen Test bei hunderten von Ausländerinnen durch. Japanerinnen möchten immer weiß sein und daher enthalten Cremes Bleichmittel. Dies ist anders mit uns Caucasian Girls. Wie auch immer, ich habe von dem Test nie wieder gehört. 
   In Gotanda angekommen, marschierten wir zur Kosmetikfirma. Dort wurde akribisch Schritt für Schritt alles festgehalten und schließlich erhielten wir am Ende der Testphase einen kleinen Obolus. Es war vielleicht 14.00 Uhr, so genau weiß ich es nicht mehr, als wir endlich fertig waren. 
Wir entschlossen uns noch einen Kaffee direkt gegenüber von der U-Bahn Station Gotanda zu trinken. Ein großes Gebäude mit vielleicht 10 Stockwerken. Oben auf dem Gebäude steht eine riesige Leuchtreklame. Hier zwei Bilder, dass linke Bild zeigt das Gebäude in Gotanda und das rechte Bild zeigt die Bürogebäude in Shinjuku. Mein Mann sass in einem dieser Gebäude. Meine Kinder waren in der Schule.


Gotanda

Was wir alle vier an diesem Tag und in den darauf folgenden Monaten erlebt haben ist unglaublich. Noch heute muß ich den Kopf hierüber schütteln. Alles war so chaotisch und ich spreche hier nicht von den Japanern, die sich vorbildlich verhalten haben. 

Meine Bekannte ist eine stämmige Bayerin, die mit einem dünnen Japaner verheiratet ist. Sie weiß was sie will und wußte so gar nichts mit mir Nordlicht anzufangen. Trotzdem verstanden wir uns gut an diesem Tag und arbeiten in einem Team um nach Hause zu gelangen. Sie spricht gutes japanisch, da sie schon ziehmlich lange in Japan lebt. 

   Als das Erdbeben losging (14.46 Uhr) saßen wir gemütlich an einem Tisch am Fenster und konnten direkt auf die Gleise der Bahn schauen. Plötzlich fingen die Tassen an ChaCha Cha über den Tisch zu tanzen und entsetzt schaute ich mir das einen klitzekleinen Moment lang an. Dann klangen aufeinmal die laut klimpernden Kronleuchter an mein Ohr und nervös schaute ich mich um. Alle blieben ruhig an ihren Tischen sitzen. Niemand zeigte auch nur den geringsten Anschein, dass sie etwas bemerkt hatten. Ausser einer, nur für Kenner :) sichtbar, hier und da poppten die Augen der Japaner heraus. Inzwischen wackelte das Gebäude wild von einer Seite auf die Andere. Ähnlich wie in 3D Kino/s in Disneyland. Meine Knie wurden weich, obwohl ich noch auf meinem Stuhl sass. Panisch schaute ich meine Bekannte an und sagte: "Lass uns gehen". Nein, sie wollte sitzen bleiben, die Ruhe selbst. Das konnte ich von mir nicht sagen. Ich sprang auf und rief, okay, Du kannst sitzen bleiben ich buddle dich nacher aus und rannte an allen ruhig sitzenden Gästen vorbei, sowie dem Kassierer und erreichte den Ausgang. Stürzte die Treppe herunter und einen laut schreienden Kassierer hinter mir her. Nun waren die anderen Gäste auch hinter dem Kassierer und der gab auf. Wir alle rannten die Treppe runter, eigentlich sollte man unter den Tischen Schutz suchen aber das Gebäude machte den Eindruck, dass es jeden Moment zusammenfällt. Nun ja, am Ausgang angekommen blieben die meisten stehen, ich rannte auf den Bürgersteig. Dort blieben meine Bekannte und ich an der Ampel stehen, sichtlich geschockt und schauten nach oben auf die Reklame. Eigentlich wollte ich über die Kreuzung drüber laufen aber ich wurde festgehalten von ihr. Sie hatte Angst, dass mich ein Auto überfährt. Die Fußgängerampel war aber grün. Auf der anderen Seite wären wir weiter von den Gebäuden weg gewesen, zumindest war dies mein Gedanke aber am Ende gab es dort auch gefährliche Sachen wie Lampen, Bushaltestelle etc.. 
Das Beben hörte und hörte nicht auf. Ich war fertig fertig fertig und meine liebe Bayerin auch.  Das Gebäude in dem wir saßen wackelte bedenklich von einer Seite auf die andere Seite. Ich war froh nicht mehr im Gebäude zu sitzen. Endlich hörte das Beben auf und ich zitterte vor Aufregung. Als es vorbei war fiehlen wir uns in die Arme, schluchz! Wir schauten uns an und ich war nicht die Einzigste die hier in Panik war. Ich versuchte sofort meinen Mann und die Kinder zu erreichen aber ich kam nicht durch. Dann schickte ich eine sms an meinen Mann und er antwortete nicht. Die Telefonleitung der Schule war tot. Ich postete auf Facebook und fragte, ob jemand weiss was an der Schule los ist.
    Sobald die Ampel grün anzeigte überquerten wir die Kreuzung und nun erst fingen wir wieder an zu sprechen. Wir wollten sofort nach Hause fahren. In der Station angekommen, ließ man uns nicht durch die Schranken durch gehen. Nach ca. 5 Minuten kam eine Durchsage, dass der Zugverkehr eingestellt war. Die Station wurde geschlossen. 
         Vor der Zugstation standen wir einen Moment unschlüssig herum und dann fing ein Nachbeben an. Jetzt war ich die Ruhe selbst. Ich schaute mich um und entfernte mich aus möglichen Gefahrenzonen, dann setzten wir uns in die Hocke und hielten mit Fremden Händchen mit der einen Hand und mit der andern Hand schützten wir unsere Köpfe. Jeder wußte, dass dies hier ein episches Erdbeben ist. Auch dieses Nachbeben war lang und während des Erdbebens überlegte ich, wie wir am schnellsten nach Hause kommen konnten. Es war sehr weit zur Schule meiner Kinder. Diese ist in Yokohama. Meine Bekannte mußte noch weiter in den Süden. Ich schaute nach, ob die Batterie meines Telefons voll war. Leider nicht, 70%. Als das Nachbeben aufhörte sprangen wir in den nächsten Bus der anhielt. Dieser ging nach Kawasaki. Inzwischen wurde es richtig dunkel und Regenwolken, die den ganzen Tag über Tokio hingen wurden noch dunkler und schauten richtig bedrohlich aus. Es fing an zu regnen. 


Kawasaki



Als wir in Kawasaki ankamen fuhr unser Bus von einer normalen Straße ab und bog auf den riesigen Vorplatz der Station ein. Hier warteten Tausende in Schlangen an den Bushaltestellen und Taxi Ständen. Es war eisig kalt. 

Als wir ausstiegen mußte ich zur Toilette und auch hier warteten alle in einer langen Schlange. Schon bald war klar, dass ich unmöglich solange in der Kälte stehen konnte. Ich fing schon nach ein paar Minuten am ganzen Körper zu zittern an. Mir fiehl ein Buch ein, dass ich irgendwann einmal gelesen habe, dort erzählte ein Häftling, der ein Gefängnis in Russland überlebt hatte, dass er in seiner Zelle immer auf und ab ging um sich warm zu halten. Ja, ich weiß, hört sich komisch an aber das Beste war nicht auf den nächsten Bus zu warten, denn ich ging davon aus, dass das ganze Verkehrssystem zusammengebrochen ist und das hieß für mich, dass ich zu Fuß zur Schule laufen mußte. Wärend wir im Bus saßen gab es Geflüster, Tsunami, Tsunami hörte ich immer wieder. Leider konnte ich mein iPhone nicht benutzen weil ich die Karte brauchte um den Weg nach Hause zu finden. Als der Bus für einen Moment auf einer Brücke über einen Fluß anhielt schauten alle auf das Wasser.
Wir marschierten los um von Kawasaki nach Yokohama zu gelangen. Eigentlich wollte ich nicht direkt zur Yokohama Station aber ich wollte meine Bekannte auch nicht allein lassen. Ich kannte Yokohama Station sehr gut, da ich in 2006 dort gewohnt habe. Wir waren die Ersten die von Kawasaki aus aufbrachen. Unglaublich, die Dämmerung fing an und ich wollte noch schnell etwas im Seven/Eleven Laden kaufen. Alles war ausverkauft. Ich meine, es war vielleicht 16.00 Uhr oder 17.00 Uhr, keine Ahnung. Dies Bild ist nicht von 7/11 aber es gibt einen Eindruck darüber.







Als die Nacht einsetzte bemerkte ich, dass wir durch Stadtteile liefen die keinen Strom hatten. In den Geschäften, die noch offen waren kauften Leute Proviant. Als wir vielleicht 20 Minuten unterwegs waren kamen uns die ersten Leute entgegen, die in die andere Richtung mußten. 



Inzwischen erhielt ich eine Email von meinem Mann, ihm ging es gut und er würde mit dem Zug um 19.30 Uhr nach Hause kommen. Was sollte ich dazu noch sagen? Dann erhielt ich eine Nachricht von ihm, dass es ganz schlimm aussieht in Tohoku. Zwischendurch probierten wir immer wieder unsere Männer oder Kinder zu erreichen aber die Telefonnetze waren zusammen gebrochen. Email und Facebook waren die besten Kommunikationsmittel.


Yokohama

Irgendwann kamen wir in Yokohama an. 60,000 Leute warteten in Schlangen auf Busse und Taxis, dass gleiche Bild wie in Kawazaki, nur hier gingen die Schlangen um die Blocks herum. Nun wollte ich allein weiter, doch meine Begleitung entschied sich mit zur Schule zu laufen, da ihre Freundin in der Nähe wohnt. Wir kamen nicht weit und stellten uns an einer anderen Station für den Bus an, da es dort keine Schlange gab. Die Kälte fraß sich langsam die Füße hinauf und ich wollte lieber weiter gehen. 

Von irgendwoher kam ein Japaner und erzählte uns von einer Notunterkunft, die gegenüber offen wäre. Dort könnten wir die Nacht verbringen. Auch erhielt ich eine Nachricht, dass meine Kinder bei einer Bekannten übernachteten. Alle Kinder die nicht von der Schule abgeholt wurden, mußten in der Schule übernachten. Also entschloß ich mich in dieser Notunterkunft zu schlafen. Es war ein Theater und im Flug schliefen schon unzählige Leute. Der Boden war zu kalt für mich, also setzte ich mich ins Theater auf rote Plüschsessel. Die ganze Nacht durch wackelte Japan und ich sprang fast immer auf und ging raus in die Halle. 





Samstag, 12. März 2011

Um 3.45 Uhr standen viele auf und holten sich eine Zeitung und da bekam ich das erste Mal das ganze Ausmass des Erdbebens mit. Schlimm! Es gab nur ein Bild von Flugzeugen, die von Autos umspült waren, zumindest sah dies so aus. Dies war mein erster Eindruck vom Tsunami. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, was da passiert ist.  





Zwischendurch wackelte es wieder und die Zeitung vor mir zitterte leicht. Die Lampe an der Decke wackelte bei jedem Beben. Ich ging wieder raus. Die ganze Nacht habe ich nicht ein Auge zugetan. Kurz bevor Beben passieren gibt es Warnungen über das Handy und überall fängt es an zu piepsen.
Gegen 5.15 Uhr machten wir uns auf dem Weg, es wurde langsam hell. Am Busbahnhof war nichts los und wir stellten uns am Taxi Stand an. Sofort hielt ein Taxi und ich nahme es um nach Hause zu kommen. Was war ich froh endlich in einem warmen Taxi zu sitzen. Meine Bekannte wartete auf das nächste Taxi das gleich danach kam.
Zuhause angekommen begrüßte mich Wuffti überglücklich. Das Haus stand und war kalt. Iich schrieb schnell ein paar Emails und lud mein Handy auf. Eine sms von meinem Mann erreichte mich, dass er im Zug sitzt und nach Hause kommt. Er übernachtete in seinem Bürostuhl die letzte Nacht, im 15 Stockwerk. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und holte die Kinder ab. Bei meiner Bekannten war noch mehr Besuch. Kurz setzten wir uns vor den Fernseher. Hier wurde über Fukushima berichtet. Wir schauten uns einen Moment lang an und fragten uns wie weit Fukushima von uns weg ist. 285km! Das klang für uns weit genug weg. Bis dato haben wir nichts von der Deutschen Botschaft in Tokio gehört. Wir waren alle registriert und gingen davon aus, dass man uns rechtzeitig oder auch nicht über etwaige Gefahren informieren wird. Also blieben wir noch ruhig. Wieder erhielt ich eine Nachricht von meinem Mann, es war 7.00 Uhr morgens und er fragte, ob er ein Bier trinken könnte. Okay schrieb ich zurück. Der arme Kerl sass die ganze Nacht auf seinen Bürostuhl und nun fiehl der Stress von ihm ab. Ich bedanke mich und wir veraschiedeten uns. Meine Kinder waren so glücklich mich zu sehen und ich war glücklich sie zu sehen. Zuhause angekommen fand ich meinen Mann bereits schnarchend im Bett vor. Die Kinder wollten auch schlafen, die letzte Nacht war zu aufregend, da sie immer geweckt wurden, wenn es bebte. Ihr Bett war neben einem Bücherregal. Wir gingen alle zu Bett und schliefen uns erstmal aus. Unser Hause tanzte jedes Nachbeben aus. Wir bekamen nichts mehr mit und schliefen durch alle Nachbeben.



Gegen Abend (ca. 17.00 Uhr) wachten wir alle langsam auf. Mein Mann sass mit abstehenden Haaren vorm Fernseher und schaute die Nachrichten in japanisch. Ich setze mich dazu. Immer wieder bohrte ich nach, da er sehr wortkarg war, was der Kommentator nun sagt. In den Nachrichten ging es um Fukushima. Das Telefon klingelte und meine Freundin war dran und sagte mir, dass sie den Zug nach Narita nimmt und nach Okinawa fliegt. Ich fragte nach, wieso sie nach Okinawa fliegt. Daraufhin erzählte sie mir von der schwierigen Situation in Fukushima. Ich war auf einmal hellwach. Nachdem ich den Hörer aufgelegt habe, stürmte ich zu meinem verschlafenen Mann vor den Fernseher und fragte diesmal energisch nach, was der Kommentator sagt. Mein Mann sagt das Folgende: "Es schmilzt!" Sofort drehte ich mich auf dem Absatz um und holte unsere Rucksäcke, schrieh die Treppe hoch: "Alle anziehen wir fahren in 30 Minuten nach Süden (oder Westen, so genau wußte ich das auch nicht zu diesem Zeitpunkt). Während ich packte wunderte ich mich, warum wir nichts von der Botschaft gehört hatten, auch von der Schule kam nichts. Nur eine Person rief mich an, also rief ich meine Bekannte an, wo meine Kinder die letzte Nacht übernachteten. Sie war fertig und sagte mir, dass viele nicht wissen was sie machen sollen. 

Nagoya

Mein Mann sass immer noch in seinem Pyjama mit Sturmfrisur und hangover vor dem Fernseher als wir drei vor ihm standen und darauf bestanden sofort Tokio zu verlassen. Sein Rucksack war fertig gepackt. Er wollte nicht. Also fesselten wir ihn (mit Worten) und riefen ein Taxi. 15 Minuten später waren wir in Shin-Yokohama und wenig später saßen wir in der Shinkansen mit 200 und etwas Sachen in Richtung Nagoya. in Nagoya angekommen. mein Mann mit Sturmfrisur, machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel. Dort angekommen legten wir uns auch gleich wieder ins Bett. Puh, nochmal Glück gehabt, den Gauk entkommen. 




Sonntag, 13. März 2011

Am nächsten Morgen erhielt ich die ersten Anrufe von anderen Deutschen. Junge, Junge, eine Firma hat ein Flugzeug gechartet um seine Leute rauszuholen. Alle Deutschen die wir so kannten waren inzwischen in Nagoya angekommen und übernachteten im Marriot Hotel. Dieses Hotel ist auf Platz 5 der höchsten Hotels in der Welt. Echt hoch! Wenn es wackelt, wackelt es .... . Wir waren in einem etwas günstigeren Hotel untergebracht. Mein Mann seine Firma hatte auch kein Charter Flugzeug gemietet und seine Kollegen werden sich bestimmt wundern wo er am Montag ist, falls er nicht auftaucht aber da habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Beim Frühstück (Sonntag morgen) sagte mein Mann, dass er Mittags wieder nach Tokio fahren will. Nun, der Sache konnte ich nicht folgen. Der Gauk ist morgen nicht vorbei, sagte ich. Dann bekam ich eine sms, dass ein Krisen Meeting der Deutschen im Marriot Hotel abgehalten wird und ob mein Mann teilnehmen möchte. Er schüttelte nur den Kopf. Nun, dann kam sein alter Samurei Geist heraus und er bestand darauf nach Tokio mit kompletter Familie zurück zu kehren. Ich ergab mich. Die Wolke sollte erst Dienstag nach Tokio kommen. Insgeheim hoffte ich, dass seine Arbeit ihn auch nach Hause schickte. Als wir in Tokio ankamen erfuhr ich, dass noch nicht alle weg waren. Keiner hatte etwas von der Botschaft gehört. Flüge waren unerschwinglich teuer. Die Fluggesellschaften waren auf diesen Ansturm nicht vorbereitet. 



Montag, 14. März 2011

In der Nacht erhielt ich einen Anruf von meiner Familie und jeder versuchte mich zu überzeugen, dass Land zu verlassen. Nach und nach schaltete sich jemand zum Konferenzcall dazu. Das Land verlassen war nicht so einfach. Mein Mann schlief neben mir und wachte immer wieder zwischendurch auf und sagte: "Leg auf, soviel Panik"

Am nächsten Morgen machte mein Mann sich wie eh und je fertig und ging zur Arbeit. Er war überzeugt, dass ich als Deutsche überreagierte und er war überzeugt, dass ich eine gute Ehefrau bin und auf ihn höre. Nun ja, ich bin eine gute Ehefrau aber ich höre nicht immer auf ihn. 

Fahnenflucht

Als er das Haus verließ packte ich meine Kinder unter den Arm und wir fuhren wieder nach Nagoya. Diesmal gab es lange Schlangen in Shin-Yokohama. Wir waren nicht allein mit unserer Angst. 






Nagoya liegt ungefähr 500 km von Fukushima weg. Dort angekommen kümmerte ich mich um eine billige Unterkunft. Eine Bekannte bot mir an bei ihr zu übernachten. Genial. Ich bekam zwischendurch eine Textmessage von meinem lieben Mann, er ärgerte sich, dass es keinen Strom gab und er irgendwo festsass. Noch wußte er nicht, dass ich desertiert war. Eine Bekannte von mir hatte ihren japanischen Ehemann so weich geklopft, dass er sie völlig entnervt in das nächste Flugzeug setzte, damit er in Ruhe weiter arbeiten konnte. 

Als der tägliche Mittagsanruf von meinem Mann kam, erzählte ich ihm, dass wir bereits wieder in Nagoya sind. Von nun an wollte er nicht mehr über Fukushima sprechen und sprach nur noch in seiner bedrohlichen japanischen Stimm um mich zu überzeugen und an meine Pflichten zu erinneren. Das war mir Piep egal. Erstmal wollte ich wissen was los war.
Am besten war die japanische Regierung, die Ausländer zur Ruhe ermahnten. Nur cool! Sie sollten sich doch geordnet verhalten und sich wie Erwachsene / Männer benehmen. Nun ja, dass war bei mir gründlich in die Hosen gegangen und wie ich später erfahren mußte wohl auch bei der Deutschen Botschaft, auch und der Deutschen Schule. 

Noch am gleichen Abend in Nagoya war der totale Stress. Meine Freundin ihr Mann, der im Moment nicht in Japan war, verlangte, dass sie sofort das Land verläßt. Ihr Eltern weinten, na ja das volle Programm. Ich rief meinen Mann an, er nahm nicht ab. Ich versuchte ihn über Email zu erreichen, er antwortete nicht. Also versuchte ich es mit dem letzten Druckmittel: "Wir fliegen!" 
Sofort bekam ich einen Anruf und mein Mann sagte mit seiner bedrohlichen japanischen Stimme: "Mischa, es reicht Du gehst nach Okinawa. Ich habe für euch ein schönes Hotel am Strand gebucht. Dort wartet ihr bis die Schule wieder öffnet." So sorglos, am Strand! Japaner sind super cool, ich Deutsche bin super uncool! 


Dienstag, 15. März 2011 (radioaktive Wolke erreicht Tokio)

Okinawa


Am nächsten Morgen nahmen wir die Shinkansen nach Osaka und flogen dann nach Naha auf Okinawa. Wir wurden von einem richtig miesen Wetter empfangen und schliefen die erste Nacht in einem Hotel in Naha. Danach ging es mit dem Bus über Land Richtung Norden zu unserem Hotel. Drei Stunden Fahrt. Das Hotel war auf einem Hügel mit einem wunderschönen Blick über die Bucht. 




Am 16. März 2011 kamen wir in Okinawa an. Wir erhielten eine Email oder ein Telefonat, das Logo meine Kinder interviewen wollte aber wir hatten keine Internet Verbindung im Hotel und gaben das Interview an eine andere Familie ab. Inzwischen meldeten sich die Familien. Einige waren in Bangkok, Hongkong, Indonesien, Singapur, Deutschland und Amerika.

Die Schule war geschlossen und sollte noch zwei volle Monate weiter geschlossen bleiben. Jeden Tag warteten wir auf Nachrichten aus Tokio. Jeden Tag wurden wir auf einen anderen Termin verwiesen. Immer mehr japanische Mütter kamen mit kleinen Kindern in Okinawa an und warteten ab. Mein Mann vermied jedes Gespräch über Fukushima und wechselte immer zu seinem Hauptthema, den Heuschnupfen oder auch als KAFUNSHO bekannt. Mein Schwager nahm viele Flüchtlinge aus Fukushima auf. Ich unternahm mit den Kindern viele Tagestouren um sie von der Katastrophe abzulenken. 

Bis Ende März verweilten wir in Okinawa. Danach flogen wir nach Osaka und mein Mann kam von Tokio um uns zu verabschieden. Am nächsten Morgen ging es nach Berlin. Dort blieben wir bis Ende des Schuljahres. Erst im Juli 2011 sollten wir wieder vereint in Tokio leben. Wir sind froh, dass wir eine so liebe Familie haben, die uns während dieser Zeit aufgenommen hat. Die ganze Zeit über erhielten wir nur eine Email von der Deutschen Botschaft in Tokio über Flugtickets, die noch erhältlich waren. Dies ist bereits das zweite Erlebnis einer Krise mit der Deutschen Botschaft und in beiden Fällen konnte man sich nicht auf diese Aussenstelle von Deutschland verlassen. Nun in diesem Jahr, 2012, hatte ich Gott sei Dank, eine andere Erfahrung gemacht. Deswegen bin ich nicht mehr ganz so enttäuscht. Doch in einer Krise ist man im Ausland in den ersten 24 bis 28 Stunden immer auf sich allein gestellt und sollte wirklich nach seinem eigenen "Verstand" handeln, auch wenn es sich später als Irrtum herausstellt. Lieber Vorsicht wie Nachsicht.

27. März 2011 Flug nach Berlin


Ergebnis der Abfrage "Was interessiert Euch?"



Nun vor ca. zwei Wochen habe ich euch gefragt über was ich berichten soll. Hier das Ergebnis der Abstimmung:

1. Japanisch/deutsche Küche: 20 Stimmen
2. Mein langweiliges Alltagsleben :): 19 Stimmen
3. Teenager in Japan: 17 Stimmen
4. Ausflugsziele in Tokio: 16 Stimmen
5. Fashion in Tokio: 14 Stimmen
6. Love Hotels: 1 Stimme
7. Coole Restaurants in Tokio: 1 Stimme

An der Abstimmung haben 41 Personen teilgenommen.

Von nun an werde ich einmal im Monat über die japanisch/deutsche Küche berichten. Daidokoro ist das japanische Wort für Küche.


Führerschein-Erneuerung & Schulung!





Ich schreibe heute über einen Behördengang in Japan und es war von witzig bis anstrengend und unendlich bürokratisch! 

In Japan ist der Führerschein nur für eine begrenzte Zeit gültig. Je nachdem wie lange jemand diesen bereits besitzt und ob Verkehrsverstöße stattgefunden haben, erhält man einen blauen oder goldenen Führerschein. Ich besitze einen blauen japanischen Führerschein seit 2010. Ausserdem habe ich Führerscheine in Deutschland, Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nun, obwohl ich so viele Führerscheine besitze, half mir dies nichts als ich vor zwei Jahren meinen japanischen Führerschein beantragte. Es wurde von mir verlangt, nachzuweisen, dass ich mindestens 10 Jahre in Deutschland gefahren bin. Man wollte meine alten Reisepässe sehen. Nun, diese hatte ich tatsächlich aufbewahrt. Hätte ich diese nicht vorlegen können, hätte ich einen neuen Führerschein machen müssen. Also schleppte ich meinen lieben Mann zur Führerscheinstelle, da dort niemand englisch sprach und ich mit meinen 1 Jahr Kenntnissen wirklich nicht glänzen konnte. Für Gaijin`s die kein japanisch sprechen hat mein kein Verständnis. Wer weiß was sich hier für Dramen schon abgespielt haben ....  Nun ich erhielt meinen Führerschein mit der Auflage ein Jahr mit einem Anfänger Schild auf dem Auto herumzufahren. Mein Mann fand das total komisch und hat immer wenn ich das Schild auf das Auto plazierte (Magnet) rumgekichert. Das fand ich gar nicht komisch und konnte es nicht erwarten endlich ohne diesen magnetischen Aufkleber durch die Gegend zu fahren.



Touristen
Touristen in Japan können mit ihrem deutschen Führerschein plus japanischer Übersetzung bis zu einem Jahr in Japan Auto fahren. Der Internationale Führerschein ist nicht gültig. Hier gibt es mehr zur Fahrerlaubnis: Webseite der Deutschen Botschaft in Tokio.

Nachtrag (aufgrund einer Nachfrage)
Ausserdem bietet die Japanische Automobile Federation (JAF) ebenfalls einen Übersetzungsservice an. Soweit ich mich richtig erinnere, ging dies innerhalb von einem Tag, soweit man in einer größeren Stadt diesen beantragt. Hier findet ihr auch die Verkehrsregeln auf englisch.

Erneuerung bzw. Verlängerung des Führerscheins
Nun alle zwei (eigentlich drei aber bei mir sind es zwei im Moment) Jahre kommt eine Erinnerung ins Haus geflattert, die mir sagt, dass ich meinen Führerschein erneuern muß. 

Diese Benachrichtigung erhielt ich in diesem Jahr Mitte August. Doch das war nicht alles. Zusätzlich verlangte man von mir, dass ich persönlich auf der Führerscheinstelle erscheinen sollte. Ich sollte an einer Schulung teilnehmen, da ich im letzten Jahr in einen Unfall verwickelt war. Der Schulung ist auf japanisch.

Im letzten Jahr bin ich über eine rote Ampel gefahren und habe einen Unfall verursacht. Wie kann man eine rote Ampel überfahren denkt ihr jetzt wahrscheinlich? Ja, dass habe ich mich auch immer wieder gefragt und ich fühle mich heute noch schuldig. 

Nun ja, dass System in Japan ist so: Erstmal geht es von rechts nach links oder umkehrt. 




Das erste und das mittlere Bild ist simple und leicht zu befolgen. Doch das letzte Bild weist auf eine Schwäche des Verkehrssystems hin. So eine Ampel steht bei uns zwischen Kaufmann und Zuhause. Scheint die Sonne kann man das grüne Licht so gut wie gar nicht erkennen. Ist man neu in Japan, kommt man nicht auf den Gedanken, dass man hier geradeaus fahren kann. Das erste Mal als ich an dieser Ampel hielt, zeigte das obere Licht rot und unten grün. Nun ich wollte nicht rechts abbiegen also beachtete ich diesen Pfeil erst beim Anhalten. Der Wagen hinter mir wäre fast aufgefahren. Zu einem andern Zeitpunkt habe ich erlebt, dass jemand mit seinem Fahrrad über den Zebrastreifen fuhr und ein VW neben mir über die rote Ampel preschte weil der Fahrer nur rot gesehen hat und davon ausgegangen ist, dass der grüne Pfeil leuchtet. Es ist unheimlich schwer diesen tagsüber zu erkennen. Abends ist es wiederum kein Problem. 

Dann gibt es Ampeln, die zeigen grün an und es ist auch erlaubt nach rechts abzubiegen. Es ist also für mein Verständnis ein gewisses durcheinander. Kennt man seine Ampeln im Umkreis, ist alles okay. Ist man neu in der Gegend, muß man doppelt vorsichtig fahren, damit man ja keinen Fehler macht. Auch muß unheimlich darauf geachtet werden, dass die Verkehrsregeln von anderen Verkehrsteilnehmern eingehalten werden. Gerade bei der unteren Ampel habe ich schon mehrfach einen Unfall im letzten Augenblick verhindert weil jemand einfach über die rote Ampel gefahren ist. Nun mir ist dies auch im letzten Jahr passiert und darum muß ich zum Lehrgang!

In Japan fährt man links und das Lenkrad ist auf der rechten Seite.

Meine Geschichte

Die Führerscheinbehörde ist sehr übersichtlich aufgebaut. Am Eingang stehen rechts kleine Automaten und dort zieht man sich bevor man Schalter 1 aufsucht einen Zettel mit einer vierstelligen Geheimzahl.

Dann geht es so weiter :) und es gibt keine Abkürzung. Man sitzt den ganzen Tag auf dieser Behörde fest. Wir sind Morgens um 7.00 Uhr los und kamen Nachmittags um 15.00 Uhr heim.




Danach ging es in den Schulungsraum. Natürlich hat sich mein Mann frei genommen, damit er mir alles übersetzen kann. Ich war unheimlich nervös!




Das Interessante ist, dass es mehrere Schulungsräume gibt. Wir waren in Raum 1. Alle Teilnehmer sind zwischen 20 und 24 Jahren alt (mehr oder weniger). Wir waren die Ältesten in dem Raum :). Nun Raum 1 ist für alle, die ihren ersten Verkehrsverstoß begangen haben.

Wir setzten uns gleich an den ersten Tisch vorne im Bild. Auf dem Tisch lag eine kleine Broschüre.


Organspende
Hierin wird darum gebeten seine Organe zu spenden falls man bei einem Autounfall tötlich verunglückt. 

Zusätzlich gab es eine Broschüre die wir ausfüllen mußten. Es ging darum festzustellen was für ein Autofahrer ich bin.





Ergebnis meines Tests: Ich bin ein unkonzentrierter Fahrer!

Ergebnisse 1 bis 6

1. Ist sehr egoistisch. Der Lehrer hat uns mitgeteilt, dass der Durchschnitt aller "japanischen" Frauen äußerst egoistische Fahrer sind. Das Bild ist ganz niedlich mit der Omi die mit ihrem Gehgestell über den Zebrastreifen prescht.

2. Multitasking! Dies bedeutet, dass Du ein Fahrer bist, der mehrere Aufgaben zur selben Zeit ausführt und noch Auto fährt.

3. Unkonzentrierter Fahrer!

4. Rücksichtsloser Fahrer!

5. Aggressiver Fahrer!

6. Kein interesse an Wettervorhersagen, d.h. nicht interessiert an irgend etwas!

Die Schulung fing damit an, dass wir dieses Formular ausfüllten. Jede Seite wurde bis ins Detail erklärt. Dann gab es eine Testfrage im ersten Teil und eine Testfrage im zweiten Teil. Es wurde nicht überprüft!!

Also 2 Fragen! Das war übersichtlich.

Frage 1: Autobahn: Auf welchem Streifen darf ich am schnellsten fahren? Der jährliche Stau in den Obon Ferien wurde auch erwähnt!

Frage 2: Habe ich vergessen, sorry!



Wir saßen insgesamt 3 Stunden bei diesem Lehrgang und wurden mit statistischen Verkehrsverstößen bombardiert. Am Anfang habe ich noch alles mitgeschrieben aber schnell wurde klar, dass das nicht abgefragt wurde.

Mein Mann fing nach zwei Stunden an neben mir ein altes japanische Lied leise vor sich hin zu singen. Er war total gelangweilt. Wir saßen in der ersten Reihe! Als ich am Anfang der Stunde, nachdem der Lehrer anfing, mal kurz unter meinen Tisch schaute weil ich mein Radiergummi suchte, hielt der ganze Unterricht an und alles schaute auf mich. Danach rührte ich mich nicht mehr einen Zentimenter nach links oder rechts.

Und nun das, Mein Mann flötet vor sich ihn und vergißt die Welt um sich herum. Diese Seite kannte ich noch nicht von ihm und wunderte mich, was er wohl für ein Schüler gewesen ist. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass er ein Musterschüler war aber dazu passte die Gesangseinlage nicht. Dann fing er an und bastelte an seinem Bleistift rum und untersuchte diesen genauer. Danach ging er dazu über die Ausbuchtung und das versteckte Fach unter der Nr. 8 am Tisch genauer zu untersuchen. Mich machte das so nervös, weil ich jeden Augenblick damit rechnete, dass man mich aufrief und irgendetwas fragte. 

Endlich waren die drei Stunden vorüber. Brav gaben wir unseren Bleistift zurück und nahmen unseren Teilnahme-Zettel. Diesen übergaben wir dann eine Etage tiefer einer Beamtin. Dann erhielt ich endlich meinen Führerschein.



Als wir nach Hause fuhren, saß mein Mann am Steuer. Auf halber Strecke fragte ich ihn, wann sein Führerschein erneuert werden muß. Er holte seinen Führerschein aus seinem Portmonai und schaute nach und wurde leichenblass (ich übertreibe nicht). Seiner war seit drei Monaten abgelaufen. Also vor unserem Urlaub in Kanazawa. Wir hielten an der nächsten Tankstelle an und er sprang aus dem Auto und sagte mir: "Ich darf kein Auto mehr fahren weil mein Führerschein abgelaufen ist." Also fuhr ich uns nach Hause :).


Noch ein paar Dinge zum Verhalten auf der Straße in Japan

Alkohol

In Japan gilt 0 Promille und auch null Toleranz. Wenn jemand mit Alkohol erwischt wird, dann ist auch  der Beifahrer mit haftbar, sowie der Wirt, der den Alkohol ausgeschenkt hat.

Verkehrsregeln
Japaner fahren in der Regel sehr vorsichtig und rücksichtsvoll. Doch mit den Ampeln nehmen sie es nicht so genau. Es wird oft bei dunkelrot über die Ampel gefahren. Zebrastreifen werden von Autofahrern in Japan nicht beachtet. Geschwindigkeit wird selten eingehalten und es wird links überholt.

Führerschein dabei haben
Immer den Führerschein dabei haben. Ich wurde an einem Morgen von der Polizei nach Hause gebracht weil ich meinen Führerschein nicht dabei hatte. Jeden Morgen fahre ich meinen Mann zur U-Bahn Station, im allgemeinen bin ich noch im Schlafanzug, dass war ich an dem Morgen auch. Das Erlebnis im Schlafanzug im Polizei Auto zu sitzen und jeder starrt einen an sollte man sich ersparen.






Religion in meiner interkulturellen Ehe






In diesem Post schreibe ich darüber wie wir mit Religion umgehen. Sicherlich gibt es Expertenmeinungen, die viel viel mehr erzählen können wie ich. Habt Spaß beim lesen!

Als ich meinen zukünftigen Mann das erste Mal fragte, welcher Religion er angehörte, sagte er: "Ich weiß nicht." Ich hakte weiter nach und wollte wissen, ob er nun Christ oder Buddhist ist. Er wiegte seinen Kopf hin und her, legte diesen erst nach rechts, dann nach links und meinte: "... vielleicht keiner ..." 

Nun gut, damit gab ich mich erstmal zufrieden, da ich noch keine Bücher über schrecklich schief gegangene buddhistische Ehen gelsen habe und ich mir eher Sorgen um das angebliche Lotterleben der japanischen Männer machte.

Meine Religion
Religion ist für mich wichtig aber ich bin kein Mensch, der in die Kirche geht. In meinen 15 Jahren Ausland Aufenthalt gab es Momente in denen ich dachte, dass Religion eine Privatangelegenheit sein sollte. Jedesmal, wenn eine Diskussion hierüber aufflakerte, ob nun in Malaysia, Singapur oder Dubai, brach die vorherige positive Unterhaltung irgendwie ab. Trotzdem denke ich, dass es Teil meiner Kultur ist und allein aus diesem Grund, ist es wichtig für mich, dies an meine Söhne weiterzugeben. 

Evangelisch
Ich bin evangelisch erzogen worden. Schuld daran ist meine Urgroßmutter, die meinen Vater vom Kindbett meiner Oma entführt hat um ihn vor der bösen katholischen Kirche meines Großvaters zu bewahren. Familiengeschichten!

Kult und Aberglauben
Zusätzlich wurde ich von meiner Omi in gewisse ominöse Kult Praktiken eingeführt, die, wie ich in späteren Jahren von unserem Dorfpfarrer erfahren mußte mit absoluter Sicherheit nicht zum christlichen Glauben gehörten. Als Kind war es für mich aber wichtig und absolut glaubhaft, genauso wie das Sandmänchen. 
Ich durfte z.B. meine Schuhe nicht auf den Tisch stellen, denn das bringt Unglück! Freitag gab es bei uns immer Fisch. Meine Omi säuberte diesen Fisch und schabte die Fischschuppen ab, trocknete diese und bewahrte diese in einer kleinen Porzellan Tasse im Schrank auf. Dies war dazu gedacht, dass immer Geld im Portmoinaie ist. 

Mein japanischer Mann

Hinweis Nr. 1
In Japan angekommen, merkte ich schnell, dass da doch etwas im Leben meines Mannes eine Art religiöse Rolle spielte. Als er an einem Wochenende auf eine Beerdigung mußte, kam er nach Hause und blieb wie angewurzelt am Eingang stehen. Ich sollte ihm Salz bringen. Verwundert über diesen Wunsch, brachte ich ihm dies. Er warf das Salz über die linke Schulter und .... ich meine er drehte sich auch ein oder zweimal nach links. So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. 
Ich hatte soetwas schonmal irgendwo gesehen. Meine Großmutter hat das auch einmal gemacht. 

Hinweis Nr. 2
Der nächste Hinweis auf diese geheimnisvolle Religion war eine Text Nachricht. Er schrieb mir, dass er länger in der Firma bleiben müsse weil sich alle zum Gebet vor dem Firmenschrein versammelten. Dies geschieht zweimal im Monat. 

Hinweis Nr. 3
Mein Mann ist Ingeneur und erzählte mir eines Abend die folgende Geschichte:

Beim Bau eines Tunnel, bevor der erste Spatenstich (Earth Breaking Ceremonie) erfolgt, kommen Shinto Priester und eine Art Segnung wird vorgenommen. Beschwichtigt wird eine Kami, Göttin der Berge und somit zuständig für Tunnel. In der Vergangenheit ließ man keine Frau beim Bau des Tunnel hinein. Dies hat sich inzwiischen geändert. Der Grund lag darin, dass diese Göttin eifersüchtig wird und dann ist das ganze Projekt zum Scheitern verurteilt. 

Hinweis Nr. 4
Shinto Schrein
Silvester! 
In Deutschland feiern wir mit viel Knallern und Feuerwerken. Hier in Japan wird Silvester in kompletter Ruhe vollzogen. Nicht ein Knaller. Wir warten bis 24 Uhr und dann machen wir uns in der Eiseskälte auf den Weg zum nächst gelegenen Shinto Shrein. Dort ist gewöhnlich eine lange Schlange und alle warten in absoluter Stille auf den Moment vor den Schrein zu treten, die Glocke zu läuten und die Hände zusammen zu klatschen, sich dreimal verbeugen und zum Schluß Geld in die Kollekte zu werfen. 
Danach geht es gleich weiter und für wenig Geld erhält man an einem provisorisch aufgestellten Stand ein Stückchen zusammengefaltetes Papier. Auf diesem wird einem das geschildert was einem im naechsten Jahr erwartet. Einmal beobachtete ich meinen Mann beim lesen seiner Vorhersage. Er wurde blaß und eilte schnell zum "Geh weg Du schlechte Vorhersage Bindfadenbaum". Das Papier heißt Omikushi.






Danach wird ein Pfeil gekauft, der gesegnet ist und die Familie im kommenden Jahr beschützen soll. Dieser wird im Hauseingang aufgehängt.




Hinweis Nr. 5
Kirschblüte
Jeden Morgen schauen wir uns die Nachrichten an. In Japan ist eine sehr wichtige Nachricht die der Kirschblüte und die Mitteilung, wo in Japan der erste Baum in seiner vollen Blüte steht. Das fängt gewöhnlich im Süden (Okinawa) an und wandert langsam Richtung Norden. Einige Zeit später rief mein Mann von der Arbeit an und sagte mir, dass ich ein Picknick vorbereiten sollte weil wir am Wochenende in den Park gehen werden und dort die Kirschblüte betrachten werden. 

Mir fehlte zu diesem Zeitpunk die notwendige Sensibilität für solche Aktivitäten mitten im Winter. Nun ja, Ende März ist es noch recht kühl für ein Picknick im Park. Jeder kennt die Bilder von Tokio, tausende Japaner sitzen auf Picknick Decken unter Kirschbäumen im Park und "genießen" das Leben. Es wird viel getrunken und man kann die Stimmung mit der eines Volksfestes vergleichen. 
Nun zu diesem Picknick gibt es eine schöne Geschichte. Mein Mann erzählte mir, dass in jeder Kirschblüte eine Seele sitzt. Diese besucht für kurze Zeit der Kirschblüte die Erde. Setzt man sich unter die Kirschbäume während der Kirschblüte und unterhält sich, hören die Ahnen gespannt zu. Wenn die Blüte vorbei ist kehren sie in die Schattenwelt zurück. 

Hinweis Nr. 6
Reinkarnation
Vor ein paar Tagen erzählte mir mein Mann ganz glücklich, dass sein Großvater nächstes Jahr 33 Jahre tot ist. Von nun an brauchte man sich nicht mehr um sein Grab kümmern, da er wiedergeboren wird. Kurz philosophierte er, ob sein Opi als Mensch oder als Tier wieder geboren wird.
Solche Sachen finde ich immer etwas Gänsehaut anregend und ich kann hierzu nichts erwidern.

Hinweis Nr. 7
Im letzten Jahr sind wir nach Hokkaido gefahren. Auf dem Weg dorthin bat ich meinen Mann mehrmals doch bitte zu irgend einem Strand in Tohoku zu fahren. Ich wollte gerne sehen, wie es nach der Tsunami Welle aussieht. 
Er nickte und meinte, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Nachdem ein Wegweiser nach dem Anderen an uns vorbeiflog, hakte ich nochmals nach. Nun ja, mein Mann erwiderte nun, dass wir keine Zeit mehr hätten weil wir die Fähre nach Hokkaido noch erreichen müßten. So ganz stimmte das nicht. Also versuchte ich nun eindringlicher darauf hinzuweisen, dass ich unbedingt die Strände sehen möchte. 
Mein Mann fing einen Streit an. Also hielt ich den Mund.

Da dies ein absolut ungewöhnliche Verhalten für ihn war, wunderte ich mich. Erst Monate später fiehl mir bei einer Erzählung einer Freundin auf, dass diese ebenfalls nicht nach Tohoku fahren wollte. Der Grund: "Angst vor Geistern."

Fazit
Egal wen ich bisher in Japan gefragt habe, fast immer erhielt ich die Auskunft, dass man weder Shintoist noch Buddhist ist. Doch der Alltag sieht anders aus. Tief verwurzelt ist der Glauben im japanischen Alltag und ich behaupte Felsenfest, dass mein Mann ShinBuChrismus ist. 

Interessant
Ein Bekannte erklärte mir einmal, dass die katholische Kirche den Japanern erlaube, neben dem Besuch der Kirche auch Schreins und Temple zu besuchen. Hier existiert alles nebeneinander. 

Wir BEIDE / VIER

Religion in unserer Ehe ist einfach. Weihnachten feiern wir nach dem christlichen Glauben. Silvester gehen wir zum Shinto Schrein und/oder zum buddhistischen Temple Zoujyouji in Tokio. Das Letztere allerdings auf meinen Vorschlag hin.

Manchmal machen wir uns Gedanken, wer wen in welchem Himmel besucht aber so richtig ernst nehmen wir uns hier nicht. 

Jeder respektiert die Wünsche und Gebräuche des Anderen und toleriert diese. 

Unsere Jungs werden konfirmiert, schreiben ihre Wünsche am Shinto Schrein auf und beten im buddhistischen Temple.

Teenager in Asien



Ich bin über einen Artikel gestolpert und ich dachte mir, dies ist interessant für alle Teenage Mamis die in den gleichen Schuhen stecken wie ich im Moment. Meine Jungs sind 12 und 14 Jahre alt. Die Hormone knallen komplett durch die Decke in diesem Alter und mir wird immer wieder gesagt, dass die Kinder selbstständig sind und weniger Aufsicht benötigen. Nun ja, ich denke da ein bischen anders. Wie gesagt, ich möchte nicht in den nächsten 2 Jahren Großmutter werden...

Das folgende Video wurde in einer koreanischen Jungen-Highschool aufgenommen. Ich denke sie sind zwischen 15 und 18 Jahren alt. Die Girl Gruppe Waveya aus Korea wurde von dem Schulleiter der Schule angeheuert um bei einer Schulveranstaltung aufzutreten. 
        Nun Kinder in Asien, lernen mehr als spielen. Sie haben viel weniger Freizeit im Vergleich zu meiner Zeit. Meine Jungs sind fast jeden Tag bis kurz vor acht Uhr am Lernen. Meinen Großen habe ich in Singapur ebenfalls in eine Jungenschule gesteckt, deswegen bin ich von diesem Video so "überrascht".

Ich gehe mal davon aus, dass nach der Veranstaltung und der Freigabe auf youtube die Mütter Sturm gelaufen sind um sich hier beim Elternbeirat zu beschweren. Die Show gehört wohl eher ins Nachtlokal Milieu.

Schaut Euch das Video ein bischen länger an, denn die uniformierten Jungs schmeißen nach einiger Zeit ihre Uniformen in die Höhe! Es wurde nicht gesagt, warum diese Gruppe in der Schule auftritt, vielleicht war es eine Belohnung.... keine Ahnung. Die Kids gehen auf jeden Fall hey wire!