Fernbeziehung


Fernbeziehung!

Es ist Winter in Neuseeland, arktische Kälte strömt durch die Ritzen unseres nicht isolierten Holzhauses. Altmodische Holzöfen heizen viele Wohnzimmer in Christchurch. Je nach Wetterlage wird diese Umweltverschmutzung während der Winter Monate (Windstille) verschlimmert. Hagley Park erscheint in einem Smok der gespenstisch wirkt, gerade am Abend zur Kamin Haupt-Feuer-Zeit. Juli ist der kälteste Monat im Jahr. Gewöhnlich versuchen viele in der kalten Jahreszeit, generell in den zwei-wöchigen Winter Ferien in wärmere Gefilde zu verreisen. Alle Haustier Unterkünfte sind bereits ein halbes Jahr vorher ausgebucht und Christchurch wirkt verlassen. Wer kann fliegt auf die Nord-Halbkugel aber auch Flüge nach Australien, Fidschi oder Rarotonga sind beliebt. Für meinen jüngsten Sohn und mich geht es nach Japan, denn dort lebt mein Mann seit Oktober 2015. 

Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns. Nach zweijährigem Aufenthalt in Neuseeland wurde der Vertrag von meinem Mann verlängert. Die spezielle Anforderung IPENZ Ingenieur zu sein wurde von ihm erfüllt und es stand einer Arbeitsverlängerung nichts mehr in dem Weg. 

Für meinen ältesten Sohn war das Jahr 2015 das letzte Jahr in Neuseeland. Er nutzte es um so gut wie jedes Wochenende Segelfliegen zu gehen und im Dezember hat er endlich seinen Pilotenschein in der Tasche. Das letzte High School Jahr ist die 13te Klasse um den NCEA Level 3 zu bekommen. Diese Schule ist eine reine Jungenschule und neben Rugby gibt es noch allerlei anderer Sportarten, u.a. Fußball, auch als Weichling`s Sportart bekannt. Seit Januar 2016 lebt er in Deutschland und verfolgt weiter seinen Traum einmal Pilot einer großen Fluggesellschaft zu werden. Jede Wolkenformation kann er beim Namen nennen, doch Gemüsesorten werden als “irgendwas Grünes oder gelbes” definiert. Wäsche aufhängen ist auch nicht seine Stärke aber mit dem Segelflugzeug auf 7,600 m mit Thermik aufzusteigen ist ein Leichtes. Sein neues Lieblingshobby ist es Aktien via “Best Brokers” zu handeln und dazu wurde ich ebenfalls eingeladen. Jetzt habe ich auch ein neues Hobby.

Im November letzten Jahres kam mein Gatte schlecht gelaunt nach Hause. Er erzählte mir, dass sein Boss, der kein Ingenieur ist, ihm ein paar Papiere zur Unterschrift auf den Schreibtisch gelegt hat. Nach näheren Betrachten der Dokumente weigerte mein Mann sich diese zu unterschreiben. Seiner Meinung nach waren diese Dokumente schlampig aufgesetzt oder schlichtweg falsch. Als qualifizierter IPENZ Ingenieur konnte er von nun an gewisse Dokumente unterschreiben.

Bis dato hatte dies ein Ingenieur Beratungsbüro unterschrieben. Um Kosten zu sparen sollte dies von nun an von meinem Mann erledigt werden. Er investigierte das vergangene Jahr und fand insgesamt 15 Dokumente die “angeblich” ähnliche Fehler aufweisen. Daraufhin erklärte er seinem Boss, der als nicht-Ingenieur, evtl. dies so nicht einschätzen kann, dass dies untragbar ist.

Von dem Tag an wurde er nie wieder damit beauftragt diese Dokumente zu prüfen oder zu unterschreiben. Das Ingenieur Beratungsbüro  unterschrieb diese von nun an wieder.

Sechs Monate Jahr später bewarb er sich für einen neuen Job in Japan. Gesagt getan und im Oktober 2015 reiste er nach Japan ab. Zur Zeit der Bewerbung hofften wir, dass unser kleiner Sohn einen Platz an einer Internationalen Schule in Japan bekommen kann. Daraus wurde leider nichts, entweder waren alle Schulen bereits ausgebucht oder es wurden unmögliche Forderungen gestellt, die natürlich mit super hohen Schulgebühren kamen. Seine Freunde (& Freundin) waren in Neuseeland und er war sehr glücklich über diesen Ausgang. Die Deutsche Schule in Tokyo Yokohama kam für ihn auch nicht mehr in Frage. 

2 Jahre und 1 Monat werden wir eine Fernbeziehung führen. Die ersten 10 Monate sind schon rum. Von Oktober bis Dezember waren meine beiden Söhne mit mir in Neuseeland, doch seit Januar lebt mein Großer in Deutschland. Für uns alle ist dies eine enorme Umstellung. Seit letzten Jahr haben wir uns im Dezember, Januar, Mai und nun im Juli getroffen. Ein seltsames Gefühl, jedes Treffen ist wie ein neues kennenlernen. Die chaotische Mischung dieser zwei Kulturen ist sehr anstrengend. Wenn immer wir nach Japan zurück kehrten veränderte sich das Benehmen meines Mannes. Von locker zu spießig. Das liegt wohl an der Arbeitskultur in Japan. Eifersüchteleien gibt es natürlich auch, allerdings mehr von meiner Seite. Er scheint sich seiner sehr sicher zu sein :).

Jetzt ist es Sommer in Japan und seit zwei Wochen besitzen wir ein schönes Haus am Meer. Nun ja, den Blick auf das Meer gibt es nur von einem Zimmer aber immer hin. I love it!

Martine