Mehrdeutige Kommunikation |
Beim ersten Besuch in Japan bemerken Touristen sehr schnell, dass die Kommunikation anders ist als in Deutschland. Sitzt der eine oder andere im Restaurant und versucht ein Gespräch mit der Bedienung anzufangen, dann steht ein puderroter und ganz und gar überforderter Japaner vor einem. Trainiert wurde er um Bestellungen aufzunehmen. Gespräche standen nicht auf dem Trainingsprogramm und schon gar nicht lockere Gespräche. So etwas gibt es nicht mal mit den besten Freunden, sich gehenzulassen und lustig zu werden, noch dazu ganz ohne Alkohol und auf der Arbeit. Zu Anfang habe ich öfter versucht herauszufinden, welches Gericht er oder sie empfehlen kann. Immer erhielt ich einen puderroten Kopf der sich hin und her bewegte und das Wort "MUZUKASHI" wurde gehaucht.
Noch härter trifft es diejenigen, die in Japan arbeiten sollen. Damit bin ich schon beim Thema: Kommunikation in Japan!
AIMAI
Mehrdeutige Kommunikation
Antworten auf Fragen werden selten mit ja oder nein beantwortet. Meistens wird ausweichend oder so umschweifend geantwortet, dass diese dem Gesprächspartner keine Einsicht in das wahre Denken seines Gesprächspartner gibt. Es ist unheimlich schwer sein Gegenüber einzuschätzen. Stimmt er mir zu oder denkt er ganz anders als ich?
Diese Art der Verständigung hat eine lange Tradition und kommt aus der Not heraus. Japan ist eine Insel und es ist schwer diese Insel zu verlassen. Isoliert vom Rest der Welt entwickelten sich japanische Traditionen. Viele Teile von Japan sind unbewohnbar bzw. unzugängliche Bergwelten. Die Menschen mussten sich das bisschen Land, dass bewirtschaftet wurde teilen und demzufolge zusammen arbeiten, denn Reis kann man nicht allein anbauen. Harmonie innerhalb der Gemeinschaft war wichtig. Jeder war auf den anderen angewiesen und das Ergebnis ist, dass niemand dem anderen die Wahrheit ins Gesicht sagt, es könnte ja sein, das man diesen verletzt und damit vergrault. Ist jemand mit dem was die andere Person sagt absolut nicht einverstanden, dann antwortet er erstmal gar nicht und schweigt für einen Augenblick um dann verschleiert eine Antwort zu geben. Grundsätzlich folgte man dem Rat der Alten und versucht dem Wunsch der Gruppe zu entsprechen. Um diese Harmonie in der Gemeinschaft zu erhalten muss der eine oder andere darauf verzichten seine Meinung zu sagen. Vor Jahren war dies unvorstellbar für mich. Um den heissen Brei herum reden ist nicht gerade eine norddeutsche Tugend.
BEIM ERSTEN TREFFEN
Hier versucht der Japaner sofort herauszufinden welcher Gruppe jemand angehört. D.h. welcher Schule, Firma, Hausfrau, mit und ohne Visitenkarte, Alter etc.. Umgeht man diese erste Kontaktaufnahme und händigt keine Informationen aus, ist der japanische Gesprächspartner konfus, da die Basisinformationen fehlen. Wahrscheinlich sucht dieser eine Entschuldigung um ein längeres Gespräch zu vermeiden. Händigt man aber alle Informationen aus, wird man sofort in eine Kategorie einsortiert. Damit gehört man einem sozialen Kreis an und hat evtl. gemeinsame Ziele, ist somit ein wertvolles Wesen mit Zielen und Werten. Natürlich kommt es vor, dass ich mich z.B. als Hausfrau oder Ehefrau vorstelle und mein Gegenüber kann auch nichts mit mir anfangen und sucht das Weite, denn jemand ohne Visitenkarte in Japan und das trifft auch auf ganz Asien zu ist ein Niemand. Normalerweise trifft die Hausfrau aber nicht auf den Geschäftsmann. Hausfrauen haben einen sehr guten sozialen Status, davon jetzt mal ganz abgesehen. Zurück zur Kommunikation ....
UNTERHALTUNG
Eine japanische Unterhaltung entwickelt sich nicht logisch und ist festgelegt. Jedes Gespräch endet wie es anfängt. Entweder hört einer mehr zu und bewundert den anderen dafür oder aber ein Argument (ich sage bewusst nicht Streit), endet wie es angefangen hat. Der Meinungsaustausch wird parallel vorsichtig erwähnt ohne Schlussfolgerung. Bei jeder Unterredung wird automatisch das Verhältnis zueinander mit in Betracht gezogen. Es ist ein Unterschied, ob ich mit meinem Chef spreche oder mit einem Familienmitglied.
Es ist sehr unhöflich, wenn jemand offen annimmt, dass der Gesprächspartner nichts weiss, sprich ungebildet ist. Aus diesem Grunde ist es nicht notwendig sich klar auszudrücken, zumindest wenn sein Gegenüber gebildet ist, wovon man gewöhnlich ausgeht. Drückt man sich zu klar aus, bedeutet dies, Unhöflichkeit!
AIMAI ÄUßERUNGEN
Schweigen
Schweigen ist ein Art der Aimai Kommunikation. Mein Mann beherrscht dies bis zur Vollendung, was mich Anfangs fast wahnsinnig gemacht hat. An unseren ersten gemeinsamen Abenden in Japan schwieg er. Wir sassen auf dem Sofa, im Restaurant oder gingen in den Park, nichts, kein Wort, kein Lächeln, kein Händchen halten, nichtttttttts! Also setzte ich mich an den Computer und versuchte seine Hobbys zu erforschen. Er liebt Baseball, Golf, Bier und Fussball, also relativ einfach, nur das ich mich für all das, ausser Golf nicht interessierte. Nun, selbst mit handgemachten postits, die ich bei mir trug, falls ich keine Fragen oder Themen mehr hatte gab es nicht viel von meinem wortkargen Mann zu erfahren. Mehr als: "Oh, er ist Japaner und spielt für die ..., sehr berühmt, mmmmh." kam da nicht herüber.
Schweigen bedeutet für Japaner das jemand sinniert und aufmerksam bzw. rücksichtsvoll ist. Das trifft nicht für mich zu. Es beklemmt und ist unangenehm. So ist es wohl auch mit fast allen anderen Menschen die in Europa oder im so genannten Westen aufgewachsen sind. Nicht so für Japaner. Mein Mann wollte mir zeigen wie einfühlsam er ist. Er zeigte sich von seiner besten Seite im japanischen Sinne.
Nun ich habe für uns eine Lösung gefunden und mein Mann führt immer öfter ein Gespräch mit mir. Z.B. sage ich, Du ich habe mir überlegt in unseren Ferien auf einer Farm zu arbeiten, damit wir das Leben in Neuseeland so RICHTIG kennen lernen. Da gehen bei meinem Mann alle Alarmglocken an, wenn ich seine kostbaren 3 Wochen Urlaub für Arbeitsurlaub auf der Farm verplane. Natürlich ist dies ein Spass von mir aber zumindest habe ich keinen stummen Mann mehr Zuhause.
Keine klare Antwort
Meine japanischen Freunde besuchten uns sehr oft und wenn ich nachfragte, was sie trinken möchten, erhielt ich meistens diese Antwort: "Irgendwas ist okay!" Wurde ich spezifischer und fragte, ob sie Tee oder Kaffee möchten, erhielt ich die Antwort, beides geht.
KOMMUNIKATIONs ZUSAMMENBRUCH
Nicht nur der Besucher hat Probleme mit dieser Art der Kommunikation auch verschiedene Länder dieser Welt.